Ich habe zahllose Bücher zum Thema Führung gelesen und eine Menge einschlägiger Seminare besucht, die wichtige Informationen für mich bereithielten. Jede einzelne Information war wertvoll und hat mich weitergebracht.

Die wichtigste Erkenntnis von allen war jedoch die folgende:

In meinen Anfängen in verantwortungsvollen Positionen hatte ich, wie wohl viele andere auch, die Illusion, ich müsste nur noch „dieses eine Problem“ lösen, dann hätte ich den Kurs richtig gesetzt, die Weichen gestellt, und fortan würde alles von selber glattgehen.

Als ich besagtes Problem gelöst hatte, wunderte ich mich, dass ich im Nu vor dem nächsten stand. Und dann vor dem übernächsten. Immer, wenn eine „Baustelle“ fertig war und abgebaut werden konnte, tat sich woanders eine neue auf. Ich hechelte den Problemen, die überall aufpoppten, hinterher und rechnete es insgeheim meinem Unvermögen zu, dass das Troubleshooting einfach kein Ende nehmen wollte.

Führen = permanentes Handeln

„Was würden Sie denn machen, wenn alle Probleme mit einem Schlag und für immer gelöst wären?“ fragte mich meine Frau Coach, als ich mich über diesen Sisyphus-Zustand beklagte, und machte mich lächelnd auf einen Umstand aufmerksam, den ich noch nicht bedacht hatte: „Dann wären Sie als Führungskraft ja überflüssig.“

Und dann legte sie mir dar, dass Management und Führung eben genau das bedeuten, nämlich, ständig und wiederkehrend alte und neue Probleme zu lösen. Ein Kapitän auf hoher See kann ja, so meinte sie, auch nicht ein für alle Mal das Schiff auf Kurs bringen und sich dann mit der Crew oder den Passagieren zum Feiern zurückziehen und sich um nichts mehr kümmern. Er muss vielmehr das Steuer weiterhin fest in der Hand halten und den Kurs je nach Wetterlage stets anpassen und korrigieren. Auch ein schöner Garten entsteht nicht dadurch, dass man einmal etwas pflanzt und meint, damit sei es getan.

Genauso ist es mit einem Unternehmen. Steuern, neu ausrichten und ständiges Troubleshooting sind keine unerwünschten oder gar vorübergehenden Begleiterscheinungen von Management. Sie sind vielmehr sein Wesen.

Also bitte nicht verzweifeln, wenn man mit „dem Führen“ niemals fertig wird, denn genau darum geht es in einer Führungspositition.