Für mich ist es seit Jahren selbstverständlich, die Geschehnisse im Berufsalltag regelmäßig auch außerhalb des Büros zu reflektieren, und dies nicht nur anhand eigener Gedanken, mithilfe des Tagesbuchs und einschlägiger Literatur, sondern auch mit der Unterstützung erfahrener Fachkräfte, sogenannter Coaches. Die vielen Coaching-Stunden haben sich für mich immer als entlastend, Nebel-lichtend und Klarheit schaffend erwiesen. Ich betrachte sie für mich als wertvolle Investition.

Was ist Coaching?

Im Gegensatz zu Beratung im engen Sinn ist Coaching ein Setting, in dem der/die Coach:in dem/der Klient:in dabei hilft, Einsichten zu gewinnen und selbst zu Entscheidungen zu kommen. Gute Coaches raten nicht, drängen nicht, und präsentieren keine perfekten Lösungen. Wie im Sport helfen sie vielmehr dem/der Gecoachten, Situationen zu analysieren, Handlungsoptionen zu erkennen, und das eigene Verhalten in produktive Bahnen zu lenken.

Coaching hilft bei der Entscheidungsfindung, bei (eigenen und fremden) Konflikten, bei der Karriereplanung, in Krisensituationen.

Den einen oder anderen Rat kann man als Coach durchaus anbieten, aber nachhaltig ist Coaching für gewöhnlich nur, wenn die/der Gecoachte selbst am Problem arbeitet.

Nur starke Persönlichkeiten nehmen Coaching in Anspruch

Es gibt viele Menschen, die meinen, kein Coaching zu brauchen. Sie sehen die Inanspruchnahme einer solchen Art der Unterstützung als Zeichen der Schwäche.

In Wirklichkeit ist das Gegenteil der Fall. Es bedarf einer gewissen inneren Stärke, eigene Einstellungen und Handlungen mit Hilfe Außenstehender zu hinterfragen und zu verändern. Nur wer auf festen Beinen steht, kann der Herausforderung stellen, die ein intensives Coaching zweifelsohne auch darstellt.

Welcher Coach ist der/die richtige?

Im Laufe meiner Karriere habe ich mit verschiedenen Coaches gearbeitet. Zuerst hielt ich mich bewusst an Männer, die mir einen „männlichen“ Zugang vermittelten – pragmatisch, direkt, lösungsorientiert. Ich habe von diesen Coaches viel Nützliches gelernt. Sie haben mir zum Beispiel beigebracht, Forderungen zu stellen, die mir selber noch unverschämt vorkamen. Sie haben mich gelehrt, meine Wünsche zu formulieren und mit Nachdruck und Sicherheit für sie einzustehen und keinen Zweifel daran zu lassen, dass mir zusteht zu bekommen, was ich wollte. Ich habe mich mehr als einmal gewundert, dass ich, dem Rat eines männlichen Coaches folgend, weit mehr herausholen konnte, als ich es selbst je für angemessen gehalten hätte.

Andererseits hatten manche der männlichen Berater immer recht schnell Lösungsvorschläge zur Hand und skizzierten mir auch gleich die einzelnen Schritte, die ich ihrer Ansicht nach unbedingt setzen sollte. Mehr als einmal fühlte ich mich in solchen Situationen wie ein Schulmädchen. Als ich einmal bemerkte, dass ich mir schon während der Coaching-Stunde heimlich überlegte, wie ich den Ratschlag des Coaches am besten umgehen würde, verabschiedete ich mich.  

Mein nächster Coach war eine taffe Frau, spezialisiert auf das Thema Macht. Ich brauchte auf diesem Terrain definitiv „Nachhilfe“. Was die Analyse meiner persönlichen Situation und meines Umfeldes betraf, verunsicherte mich diese Frau Coach jedoch mit ihrem Argwohn, der sich aus viel Erfahrung in harten Geschäftswelten und aus haarsträubenden Berichten ihrer Klient:innen nährten. Ich befand mich in keinem Haifischbecken und brauchte keine vorbeugenden Kampfmaßnahmen um an meiner Position zu bleiben. Sie wären in meinem Umfeld sogar kontraproduktiv gewesen. An einem bestimmten Punkt erkannte ich, dass mir diese Frau Coach, der ich viele wertvolle Einsichten verdanke, nicht mehr weiterhelfen konnte.

Danach traf ich auf Vertreter:innen der systemischen Schule des Coachings und der Beratung, deren Sicht- und Arbeitsweisen mich bis heute am meisten überzeugen.

In so mancher Coaching-Stunde ist es mir seither gelungen, Schleier zu lüften und einen klaren Blick auf eine vorher verworrene Situation zu gewinnen. Ich habe eigene Verhaltensmuster, mit denen ich lange Zeit immer wieder an Wände gestoßen bin, zu verändern begonnen. Ich habe erkannt, dass scheinbar störende und irrationale Gegebenheiten (wie etwa die systematische Pflege von „Feindschaften“ zwischen Abteilungen) nicht nur destruktiv sind, sondern durchaus auch eine stabilisierende und produktive Funktion haben können (der äußere „Feind“ schweißt zusammen). Coaching hat meine Sichtweisen und meine Handlungsspielräume um Welten verändert.

Fragte ich mich selber, wo meine wirkliche Position im Unternehmen – als Chefin, als Mensch, als Frau – eigentlich ist, habe ich durch die Anwendung geeigneter Coaching-Methoden Klarheit erhalten und mein Terrain für mich abstecken können. Auch spirituelle Überlegungen, die mein jetziger Coach, die weise Frau, manchmal einbringt, helfen mir von Zeit zu Zeit weiter.

Nicht nur einmal habe ich die Coaching-Stunde, die ich mit Problemen beladen betreten hatte, mit einem Gefühl wohltuender Entlastung verlassen.

Anfangs habe ich Coaching im Hinblick auf meine Führungsrolle gesucht. Mittlerweile brauche ich keine „Business-Coaches“ mehr, sondern eher solche, die/der über viel Lebenserfahrung und Weisheit verfügen, und mit mir einen ganzheitlichen Blick auf das Unternehmen, die Wirtschaft, und auf das Leben zu werfen vermag.

Wie findet man den geeigneten Coach?

Ich habe meine Coaches durch persönliche Empfehlung gefunden. Nur einmal habe ich ein Verzeichnis durchgesehen und jemanden in meiner engeren geographischen Umgebung gewählt. Viele Coaches haben Websites, aus denen man ihre Ausrichtung erkennen kann. Das wichtigste Entscheidungskriterium ist aber der persönliche Eindruck, den man von einem Coach hat und die Antwort auf die Frage, ob eine Vertrauensbasis besteht. Daher bieten Coaches normalerweise eine Gratisstunde zum Kennenlernen an, nach der beide, Coach und Gecoachte, entscheiden können, ob sie miteinander arbeiten wollen.

Gutes Coaching als Voraussetzung für beruflichen Erfolg

Von den Voraussetzungen für beruflichen Erfolg wird in späteren Einträgen noch viel die Rede sein. Vorwegnehmen will ich, dass ich zahlreiche erfolgreiche Führungskräfte kenne, die auf Coaching schwören und diese Unterstützung auch, wenn sie es beruflich bereits „geschafft“ haben, nicht mehr missen wollen. Für mich persönlich, die durch nichts und niemanden auf eine Führungsrolle vorbereitet worden war, war die Inanspruchnahme erfahrender und professioneller Coaches einer der wichtigsten Eckpfeiler auf meinem Weg zum Erfolg.